Gedenkstättenfahrt zum Konzentrationslager Esterwegen

 

Zusammen mit dem Kooperationspartner der DHR, dem Dortmunder Jugendring, wurde in den Osterferien 2019 eine Gedenkstättenfahrt für interessierte Schüler*innen angeboten. Der erste Programmpunkt war der Besuch der Gedenkstätte Esterwegen, ein ehemaliges Konzentrationslager (errichtet 1933). Durch eine Führung und die dortige Ausstellung zum Leben der Lagerinsassen als „Moorsoldaten“ wurden den Schüler*innen die Abgründe menschlichen Verhaltens vor Augen geführt. Das Lied „Moorsoldaten“, welches zu einer Hymne des Widerstandes wurde, wurde von politischen Gefangenen erschaffen und erreichte internationale Bekanntheit. Im Anschluss erhielten die Schüler*innen die Möglichkeit, die Ausstellung und das Außengelände selbständig zu erkunden. Nach 1945 wurde das Gelände von der Bundeswehr genutzt, was dazu führte, dass fast alle Spuren vernichtet wurden. Durch Baumgruppen und Stellwände an ausgewählten Positionen ist es den Mitarbeiter*innen der Gedenkstätte auf eindrucksvolle Art gelungen, die Struktur des Konzentrationslagers wiederherzustellen.

 

Am zweiten Tag unternahmen alle einen Abstecher zum Moormuseum Groß Hesepe. Hier lernten die Schüler*innen alles rund um das Leben in, mit und auf dem Moor. Ein Schwerpunkt des Museums liegt auf der Ausstellung von Maschinen.

 

Am dritten und letzten Tag stand ein Zeitzeugengespräch mit der 96-jährigen Holocaust- Überlebenden Erna de Vries an. Erna de Vries wurde im Jahr 1943 von ihrer Mutter in Auschwitz getrennt und die letzten Worte ihrer Mutter waren: ,,Du wirst überleben und erzählen, was man mit uns gemacht hat!“.

 

Erna de Vries wurde 1923 in Kaiserslautern geboren. Ihr Vater war ein evangelischer Christ, der bereits 1930 verstarb. Ihre Mutter war eine Jüdin. Erna durchlebte die Diskriminierung und soziale Ausgrenzung am eigenen Leib. Während der Reichspogromnacht flüchtete Erna zum Grab ihres Vaters, um die Zerstörung ihres Zuhauses nicht mitanzusehen zu müssen. Im Jahr 1943 erhielt Erna die Nachricht, dass ihre Mutter deportiert werden soll. Da sie ihre Mutter nicht alleine gehen lassen wollte, überredete sie einen Gestapomann, sie ebenfalls mitzunehmen. Beide wurden nach Auschwitz deportiert, wo sie zunächst vier Wochen in Quarantäne verbrachten. Im Anschluss wurden sie in einen Block verlegt und mussten Zwangsarbeit leisten. Auf Grund der harten Arbeit sowie der mangelnden Ernährung litt Erna unter Wunden, die dazu führten, dass sie während einer Selektierung in den Todesblock 25 geschickt wurde. Bereits am nächsten Tag hielt ein Lastwagen, der die Frauen in die Gaskammern transportieren sollte. Erna hatte großes Glück, denn in letzter Minute wurde ihre Nummer aufgerufen und sie wurde in das Konzentrationslager Ravensbrück verlegt. Im KZ Ravensbrück blieb sie bis 1945 und anschließend wurde sie auf den Todesmarsch geschickt. Völlig entkräftet wurde sie letztendlich von den Amerikanern befreit.

 

Im Anschluss an die Erzählung ihrer Lebensgeschichte hatten die Schüler*innen die Möglichkeit Fragen zu stellen. Besonders interessiert waren die Schüler*innen an der Zeit nach der Befreiung.

Gerade diese Begegnung am letzten Tag der Reise war für alle sehr eindrucksvoll und auch dadurch wird die Erinnerung an diese intensiven drei Tage lange wachgehalten.

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