AG gegen Rechts recherchiert in Aalten
Untertauchermuseum in Aalten
Die AG gegen Rechts unternahm mit ihrem Kooperationspartner Jugendring und gemeinsam mit einigen Schülerinnen und Schülern der Gesamtschule Gartenstadt eine Gedenkstättenfahrt nach Aalten ins Untertauchermuseum und in die Synagoge von Aalten. Diese Gedenkstättenfahrt wurde wieder einmal perfekt von Andreas Roshol vom Jugendring organisiert. Vielen Dank dafür!
Aalten liegt kurz hinter der niederländischen „Grenze“ und war in der NS-Zeit eine wichtige Stadt für verfolgte Menschen. Die Stadt war Anlaufstelle für verfolgte Sozialdemokraten, Kommunisten, Widerständler, deutsche Juden und auch für junge Niederländer, die in Deutschland Zwangsarbeit verrichten sollten.
Organisierter Widerstand
Nachdem die Nationalsozialisten die Niederlande 1940 besetzt hatten, bekam auch Aalten einen nationalsozialistischen Ortskommandeur, der das Haus der Familie Kempes, Am Markt 12, beschlagnahmte und dort sein Hauptquartier einrichtete.
Familie Kempes war im organisierten Widerstand und versteckte auf dem Dachboden des Hauses oftmals 10 bis 15 Menschen, die sich in einem Loch hinter der Wand und verdeckt von Kartoffelsäcken völlig lautlos verhalten mussten, denn unten saßen die Nazis und die wären jedem verdächtigen Geräusch nachgegangen.
So mussten die Verfolgten oft mehrere Tage völlig bewegungslos in ihrem Versteck ausharren. Dies war jedoch nicht das einzige Problem. Als die Briten und Amerikaner das Ruhrgebiet bombardierten, fielen gelegentlich auch Bomben auf Aalten und andere Provinzstädte. Die Versteckten konnten natürlich nicht den Luftschutzkeller aufsuchen, sondern mussten im Versteck ausharren.
Bauern versteckten Verfolgte
Nicht nur Familie Kempes hat vielen Menschen das Leben gerettet, auch andere Aaltener waren aktiv im organisierten Widerstand. Bauern haben Verfolgte versteckt und mit ausgefallenen Ideen haben viele Menschen geholfen, z. B. fuhren Frauen mit Kinderwagen ihre Babys spazieren und hatten im ausgehöhlten Boden des Kinderwagens Essen versteckt.
Die Einrichtung des Hauses ist noch original und man hat das Gefühl, in dieser Zeit zu sein. Auf dem Dachboden gibt es viele Exponate, die das Schicksal einzelner Versteckter erzählen und für die Entschlüsselung des Mechanismus der Geheimtür, die zum Dachboden führt, haben wir sehr lange Zeit gebraucht. Aber die verrate ich nicht, denn dieser Bericht soll aufmuntern, dieses Untertauchermuseum zu besuchen.
Bei aller Schwere des Themas zeigt der organisierte Widerstand in Aalten, dass es immer Menschen gibt, die sich selbst in Gefahr bringen, um andere zu retten, weil sie es nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren können, dass Menschen grundlos verfolgt werden. Das macht Mut!
Auf dem Weg zur Synagoge
Nach dem Besuch des Untertauchermuseums kamen wir auf dem Weg zur Synagoge an mehreren Stolpersteinen von Opfern der Nazis vorbei. Eine sehr nette und kompetente Dame erzählte die Lebensgeschichten der ermordeten Menschen, z.B. ist Berta Mathilde Lewy aus Dortmund-Hörde mit ihren Eltern 1938 nach Aalten geflüchtet. Die Familie hat sich an mehreren Orten in Aalten versteckt, wurde aber 1943 verraten und ins Vernichtungslager Sobibor deportiert und ermordet. Berta wurde nur 14 Jahre alt.
Diese Lebensgeschichte hat uns besonders betroffen gemacht, denn wir haben in unserer Dauerausstellung "...weil Hannelore jüdisch war…" ein Mitglied der Familie, das auch mit 16 Jahren in Auschwitz ermordet wurde.
Auch der Besuch der Synagoge war sehr interessant. Uns wurde die Geschichte der Juden in Aalten erzählt. Heute leben keine Juden mehr in Aalten! Unsere Begleiterin erklärte uns den Ablauf eines Gottesdienstes und erzählte sehr anschaulich und lebendig über die religiösen Rituale.
Diese Fahrt hat bei allen tiefe Eindrücke hinterlassen und wir können nur empfehlen, diese Stadt und das Untertauchermuseum zu besuchen.
Text: Lasse Schumann, Klasse 8b, AG gegen Rechts der DHR
Fotos: Felix Hofmann, Klasse 7b, AG gegen Rechts der DHR