Videokonferenz mit den USA: AG gegen Rechts im Austausch mit Forest Crawford
Am 08.11.2024 war es endlich so weit: Die AG gegen Rechts führte eine Videokonferenz mit den USA durch. Organisiert wurde diese besondere Begegnung von Forest Crawford, der Tochter von Julius Sternberg. Julius Sternberg ist ein Mitglied der Familie Hayum, deren Geschichte die AG gegen Rechts in der schuleigenen Dauerausstellung „…weil Hannelore jüdisch war“ dokumentiert.
Julius Sternberg wurde 1907 in Kirchlinde als Sohn von Johanna Sternberg geboren. Johanna übergab ihren Sohn später in die Obhut ihrer Schwester Flora Hayum, geborene Sternberg. Über das Schicksal von Johanna selbst ist nichts bekannt. Julius emigrierte 1934 nach Belgien und überlebte den Zweiten Weltkrieg im Untergrund. Durch den Austausch mit Forest Crawford erfuhren wir, dass er noch während des Krieges nach Palästina ging, um dort seine Frau Erna Nathan zu heiraten. Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor: „Hanne Lore“ (später Jeanne), die noch in Belgien geboren wurde. Die Familie überlebte den Krieg und wanderte 1947 in die USA aus, dort wurde Forest Crawford 1949 geboren.
Das Zoom-Meeting fand genau ein Jahr nach der Verlegung der letzten fünf Stolpersteine statt (hier) und war Teil des Gedenkens an die Reichspogromnacht, die sich dieses Jahr zum 86. Mal jährte. Neben Forest Crawford waren auch drei Enkel von Julius Sternberg anwesend. Russel Lowe, einer der Enkel, äußerte während des Zoom-Calls, dass ihm jetzt bewusst wird, warum sein Großvater Julius nie über seine Kindheit in Dortmund gesprochen hat. Viele Mitglieder der Familie wurden in verschiedenen Vernichtungslagern ermordet, was schmerzhafte Erinnerungen hinterlassen hat.
Forest zitierte während des Gesprächs das berühmte Zitat von Martin Niemöller:
„Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Kommunist.
Als sie die Gewerkschafter holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Gewerkschafter.
Als sie die Juden holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Jude.
Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte.“
Dieses Zitat erinnerte uns eindrücklich daran, wie wichtig es ist, sich für Toleranz und Demokratie einzusetzen, um Diskriminierung und Hass keinen Raum zu geben.
W.Menke