Recherche in Haltern
AG Gegen Rechts vollzieht Spuren jüdischer Familien in Haltern nach
Am 10.02.18 bis zum 11.02.18 waren wir mit der AG gegen Rechts in Haltern. Der Stadtarchivar Herr Husmann hat mit uns eine Stadtführung gemacht. Dort haben wir interessante Informationen erhalten wie zum Beispiel, dass es in Haltern schon ab 1925 aktive Nazis gab. In Haltern war wie fast überall 1% der Bevölkerung jüdischen Glaubens und gut in die Gesellschaft integriert.
Ebenfalls erfuhren wir, dass 1860 eine Synagoge unter Beifall und Beteiligung der örtlichen Prominenz eröffnet wurde. Durch einen kleinen Gang konnten wir zum Platz, wo früher die Synagoge stand. Heute ist dort heiliger Boden, der nicht bebaut werden soll. Wir besuchten ebenfalls das alte Haus der Familie Daniel, von der wir in unserer Ausstellung berichten. Heute ist dort ein anderes Geschäft in dem Haus.
Herr Husmann erzählte uns von der Familie Lebenstein, die ebenfalls in Haltern wohnte. Die Familie hatte keine Möglichkeiten gehabt, sich über bevorstehende antisemitische Aktionen zu informieren, da alle Kommunikationsgeräte sowie Zeitungen für Juden nicht mehr erlaubt waren und abgegeben werden mussten. Als die Pogromnacht näherrückte, wurden diese von ihren Nachbarn beruhigt. Sie hätten nichts zu befürchten, da sie als Deutsche im Ersten Weltkrieg gedient und ausgezeichnet wurden.
Dem antisemitischen Mob war dies allerdings egal. Dem Vater wurden die Orden abgerissen und das Haus der Familie wurde verwüstet. Der Familie blieb nichts anderes übrig, als sich in einem Gartenhäuschen zu verstecken, wo sie von ihren Nachbarn mit Nahrung versorgt wurden. Später versteckten sie sich eine Nacht auf dem jüdischen Friedhof, der am Ende der Pogromnacht vollkommen verwüstet wurde.
Am Friedhof steht heute eine Gedenktafel, die nachts angestrahlt wird, um Vandalismus zu verhindern. Dort steht auch der Name von Hannelore, der Tochter der Familie Daniel, in der es in unserer Ausstellung geht. Vor dem Eingang stehen zwei Wasserbottiche. Diese dienten der rituellen Reinigung. Heute werden sie vermutlich aus Unkenntnis als Mülleimer missbraucht. Es gab in Haltern mehrere Judenhäuser, in denen die Juden auf engstem Raum auf ihren Abtransport in den Osten zu den Vernichtungslagern warten mussten. Ab 1945 gab es in der Kleinstadt Haltern keine Juden mehr. Alexander Lebenstein überlebt und kehrt nach Haltern zurück. Dort ist er jedoch nicht mehr willkommen und wandert daher in die USA aus.
Vielleicht lag das Verhalten der Bewohner daran, dass sie ein schlechtes Gewissen oder Angst vor Strafen hatten. Die Realschule wurde nach Alexander Lebenstein benannt, nachdem er auf Bitten der Schüler seine Heimat noch einmal besucht hat, um ihnen von seinen schrecklichen Erlebnissen zu berichten.
von Celine