Gespräch mit einem Zeitzeugen

Laurie Larmer – Versöhnung in Dortmund


Am Freitag, 6. April 2018, fand in der evangelischen Markus Kirche ein Treffen von 40 australischen Schülern der St. Patrick Schule in Melbourne, deren Lehrern und den Botschaftern der Erinnerung, statt.
Versöhnung war das Thema der Reise der australischen Gruppe durch Europa und Dortmund.


Zur Vorgeschichte:


Laurie Larmer, 94 Jahre, war ehemaliger Schüler dieser Schule und im Zweiten Weltkrieg Bomberpilot der australischen Luftwaffe. Er bombardierte im April/Mai 1945 neun deutsche Städte u. a. auch Dortmund. 2015, siebzig Jahre nach der Bombardierung, schrieb er die Bürgermeister dieser Städte an, drückte seine Schuld an den Toten und der Zerstörung aus und bat um Verzeihung.


Sein Brief:

„Dear Lord Mayor of Dortmund, Ulrich Sirau,
my name is Lawrence Larmer. During the WW2 I served in the Royal Australien Airforce. Fort he last three months of the war, I was with a British Squadron in Bomber Command.

I write to you today to tell you that on the (date) I was with a force that bombed your city.
I cannot recall the military reason fort he raid an I make no apologies for it. But I deeply and truly regret that we were responsible fort he deaths and injuries of so many innocent civilians: men, women and children. Unfortunally today´s wars are not just between military personnel.
Good people on both sides suffer and die.

As I am now in my 92nd year and this is the 70th anniversary of the end of hat dreadful event I want to take this opportunity to express my sincere sympathy to your people for what was really a side effect of what happened that day.

Once again, my deepest sympathy

Your sincerely

L. Larmer“


Herr Sirau und die anderen Bürgermeister der bombardierten Städte beantworteten diesen Brief, so dass eine rege Friedenskorrespondenz entstand, die zu diesem Treffen führte.


Die Jugendlichen der St. Patrick Schule waren von den Erzählungen ihres ehemaligen Schülers, Laurie Larmer, so beeindruckt, dass sie auf eigene Kosten eine Reise durch Europa antraten, um die Kriegsschauplätze des Ersten und Zweiten Weltkrieges zu besuchen.

Es war der Wunsch der Schüler nach Versöhnung, Begegnung und Frieden, der sie nach Europa führte.
Am Tag des ersten Treffens in Dortmund fand ein ökumenischer Gottesdienst in englischer Sprache in der Markus Kirche statt. Danach kamen sich die australischen und deutschen Jugendlichen bei einem gemeinsamen Abendessen näher. Am Ende des Tages verabschiedeten sich alle vor der Kirche mit einem deutschen und australischen Gruß voneinander.
Samstag wurden die Jugendlichen durch Dortmund geführt und von der Schuldezernentin, Frau Daniela Schneckenburger, im Rathaus empfangen. Nach einer Rathauserkundung besuchten sie das Dortmunder Stadion. Dieser Tag endete mit einem Abschlusstreffen im Fritz-Henßler-Haus.


Zu unserer Freude besuchten uns am 21.4. Laurie Larmer und seine Tochter in Dortmund.
So durften wir diesen außergewöhnlichen Menschen persönlich kennenlernen. Die Botschafter der Erinnerung begleiteten Herrn Larmer und seine Tochter ein Wochenende und führten angeregte Gespräche.

Der Höhepunkt dieses Treffens war der Besuch in unserer Schule und ein intensives Gespräch mit Schülern und Schülerinnen der DHR. Laurie Larmer beantwortete jede Frage, auch kritische, ausgiebig und betonte immer wieder, dass Krieg das schlechteste Mittel ist und es auf allen Seiten nur Verlierer gibt. Die einzige Möglichkeit Frieden zu sichern sind das gegenseitige Kennenlernen, Ausgleich und Versöhnung und eine Positionierung gegen Fremdenfeindlichkeit.


Mit dieser Botschaft endete der Besuch und wir danken Herrn Larmer, dass er mit 94 Jahren diese strapaziöse Reise unternommen hat, um uns allen seine Friedensbotschaft näherzubringen.

Wir wünschen ihm Gesundheit und Kraft, damit er noch vielen Menschen sein Anliegen mit auf den Weg geben kann.

von Julia Schmidtkötter, Klasse 9d, Botschafterin der Erinnerung